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Diplomarbeit von Susanne Knaup




Analyse des Mobilitätsverhaltens und Mobilitätsbewusstseins in zwei Aachener Stadtteilen und Ableitung von Handlungsempfehlungen für ein „Konzept zur Förderung einer Mobilitätskultur“

Bearbeiter: cand.-ing. Susanne Knaup
Betreuer: Dipl.-Ing. Marcus Klönne
Aachen, im März 2006

 

Kurzfassung

Unter Mobilität wird in dieser Diplomarbeit die Fortbewegung von Personen verstanden. Ortsveränderungen finden statt,

um bspw. zur Arbeit oder zum Einkauf zu gelangen. Dabei ist die Mobilität abhängig von
• den raumstrukturellen Rahmenbedingungen,
• den Verkehrsangeboten sowie
• dem Mobilitätsverhalten und -bewusstsein der Bevölkerung.


Die Auswirkungen von Mobilität ist der Verkehr. Das Verkehrsaufkommen nimmt immer mehr zu und dadurch auch die negativen Auswirkungen wie Lärm- und Schadstoffbelastungen, Unfälle und Trennwirkungen. Um das Verkehrsaufkommen zu bewältigen und die städtebaulichen Qualitäten einer Stadt zu erhalten und zu verbessern, wird eine nachhaltige Verkehrsentwicklung angestrebt. Vor diesem Hintergrund findet auf kommunaler Ebene das Leitbild einer nachhaltigen Mobilitätskultur in der jüngeren Vergangenheit verstärkt Interesse. Der Begriff Mobilitätskultur bedeutet die Betrachtung der sog. weichen Maßnahmen (Kommunikationsmaßnahmen wie bspw. Mobilitätsmanagement und -beratung) in ihrem Zusammenwirken mit den sog. harten Maßnahmen und Infrastrukturen. Dabei spielt der Kommunikationsbezogene Teil eine zentrale Rolle. Auf Grund dessen sind die Einstellungen und Verhaltensweisen der Verkehrsteilnehmer von großer Bedeutung.
Vor diesem Hintergrund werden im Rahmen dieser Diplomarbeit das Mobilitätsverhalten und -bewusstsein in zwei Aachener Stadtteilen analysiert und daraus Handlungsempfehlungen für ein „Konzept zur Förderung einer Mobilitätskultur“ abgeleitet. Zunächst erfolgen die Vorbereitungen der Erhebungen, zu denen u.a. die Auswahl der Gebiete und die Entwicklung des Fragebogens zählen. In den gewählten Untersuchungsgebieten Steppenberg und Frankenberger Viertel wurden insgesamt 226 Personen zu Hause interviewt.


Nach einer Grundauswertung der „Rahmenbedingungen“ (Geschlecht, Alter, Pkw-Verfügbarkeit etc.) und den auf die Viertel bezogenen Fragen, erfolgt die Analyse des Mobilitätsverhaltens und -bewusstseins der Befragten verkehrsmittelspezifisch für die drei Hauptgruppen MIV, ÖPNV und NMIV. Zunächst wird die Verkehrsmittelwahl allgemein und in Abhängigkeit von Wegezwecken und -entfernungen untersucht. Dabei werden Verkehrsmittelpräferenzen auf Grund der unterschiedlichen Stadtlage und der unterschiedlichen „Rahmenbedingungen“ deutlich. Hinsichtlich der Wegezwecke und -entfernungen bestehen in den Untersuchungsgebieten gleiche Tendenzen.
Um Kenntnisse über das Mobilitätsbewusstsein zu erlangen, werden zum einen der Bekanntheitsgrad und die Bedeutung von bestimmten Mobilitätsangeboten und zum anderen die Einschätzungen zu Aufwendungen und Nutzen von bestimmten Verkehrsmitteln analysiert. Zum einen werden hier erneut die unterschiedlichen Verkehrsmittelpräferenzen deutlich, zum anderen zeigt sich, dass der Informationsgrad v.a. zu den betrachteten Pkw- und ÖPNV-Angeboten hoch ist. Informationsinteresse und auch Informationsbedarf besteht insbesondere zu den Tarifen des ÖPNVs. Dies wird auch bei der Analyse der Fragen zu den Aufwendungen und Nutzen zu bestimmten Verkehrsmitteln offensichtlich.


Neben einem Vergleich der Auswertungen zwischen den Untersuchungsgebieten erfolgt die Gegenüberstellung der Erhebungsergebnisse zum Mobilitätsverhalten mit entsprechenden Daten auf Bundesebene. Zudem werden die Erhebungsergebnisse zum Mobilitätsbewusstsein den Verkehrsangeboten in den Stadtteilen gegenübergestellt.
Auf Grundlage der genannten Auswertungen erfolgt die Ableitung von Handlungsempfehlungen und Hinweisen, mit denen ein „Mobilitätskultur-Konzept“ in Aachen initiiert werden kann. Basierend auf den Auswertungen der Fragen nach Aufwendungen und Nutzen von bestimmten Verkehrsmitteln, kann generell gesagt werden, dass „weiche“ Maßnahmen wie bspw. Mobilitätsberatung und -information wichtige Ansatzpunkte sind, um das Mobilitätsbewusstsein und -verhalten zu verändern. Genauere Hinweise und Handlungsempfehlungen erfolgen auf Grundlage der Analysen der einzelnen Verkehrträger. Dabei wird auch deutlich, dass noch großer Forschungsbedarf besteht: sowohl weitere Untersuchungen hinsichtlich der bestehenden Verkehrsangebote als auch weitere Analysen bezüglich des Mobilitätsverhaltens und vor allem des Mobilitätsbewusstseins sind notwendig. Die Entwicklung einer nachhaltigen Mobilitätskultur scheint möglich zu sein, wenn bei der Planung und Durchführung von Maßnahmen darauf geachtet wird, dass
• den Verkehrsteilnehmern mehr Informationen über Alternativen zum eigenen Pkw gegeben wird,
• den Verkehrsteilnehmern ausreichend Anreize/ Motivationen gegeben wird, um ihr Mobilitätsverhalten zu ändern sowie
• die Anbieter von Mobilitätsprodukten mehr Informationen über Bedürfnisse, Wünsche und Werthaltungen der Kunden erlangen.
Zudem sind bei allen Maßnahmen ökologische, ökonomische sowie soziale Aspekte zu berücksichtigen und gegeneinander abzuwägen.




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