Lehrstuhl und Institut für Stadtbauwesen und Stadtverkehr ISB

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Diplomarbeit von Dorothea Hansen




Typisch Frau - Typisch Mann? - Frauenspezifische Mobilitätsbedürfnisse unter besonderer Berücksichtigung der Raumausstattung und Schlussfolgerungen für die Stadt- und Verkehrsplanung

Bearbeiter: cand.-ing. Dorothea Hansen
Betreuer: Dipl.-Ing. Heike Mühlhans
Aachen, im Juli 2003

 

Kurzfassung

Das Mobilitätsverhalten weist eine hohe Geschlechtsspezifik auf. Frauenspezifische Mobilitätsaspekte umfassen eine geringere Verkehrsbeteiligung, einen geringeren Aktionsradius, einen höheren Anteil von Wegen im Wohnungsnahbereich, geringere Mobilitätschancen sowie einen höheren Wegeanteil mit Verkehrsmitteln des Umweltverbundes sowie als Pkw-Mitfahrer. Weiterhin zählen hierzu eine aufgrund der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung höhere Belastung durch Begleitmobilität und "begleitete Mobilität", die tendenziell häufigere Bildung von Aktivitätenketten und ein höheres Unsicherheitsempfinden im öffentlichen Raum.

Das Mobilitätsverhalten unterschiedlicher Frauenuntergruppen unterscheidet sich deutlich. So erweisen sich bei der Unterscheidung nach Alter die 18-24jährigen Frauen als die Frauen mit der höchsten Verkehrsbeteiligung und dem höchsten realisierten Mobilitätsbedarf. Bei der Differenzierung nach Erwerbstätigkeit nehmen die teilzeiterwerbstätigen Frauen eine Sonderrolle ein. Sie weisen in dieser Gruppierung den höchsten realisierten Mobilitätsbedarf und den höchsten Anteil an Pkw-Fahrten auf. Bei den nach dem Haushaltstyp differenzierten Frauenuntergruppen erweisen sich die alleinerziehenden Mütter kleiner Kinder als die mobilste und am stärksten durch die Kinderbetreuung geforderte Gruppe.

Auch der Einfluss räumlicher Komponenten auf das Mobilitätsverhalten ist deutlich erkennbar. Insbesondere nutzungsgemischte Strukturen wirken sich entlastend auf die Alltagssituation von Frauen aus. Durch kürzere Wege wird die Bildung von Aktivitätenketten gefördert. Der Aufwand für Begleitmobilität wird verringert. Zudem sind nutzungsgemischte Quartiere durch bessere Erreichbarkeiten mit den Verkehrsmitteln des Umweltverbundes gekennzeichnet. Durch höhere Belebtheit und soziale Kontrolle wird die soziale Sicherheit verbessert.

Die wesentlichen frauenspezifischen Mobilitätsbedürfnisse umfassen somit kurze Wege, die Sicherung der autofreien Erreichbarkeit aller Ziele, ein attraktives und sicheres Fußwegenetz, die Abstimmung des öffentlichen Verkehrs auf die Bedürfnisse der Frauen, Sicherheit im Straßenverkehr, eine Reduzierung des Aufwandes an Begleitmobilität, die problemlose Abwicklung "begleiteter Mobilität", eine Erleichterung des Gepäcktransports sowie die Sicherheit vor Übergriffen im öffentlichen Raum.

Als wichtigste Anforderungen an die Stadt- und Verkehrsplanung ergeben sich hieraus die Umsetzung einer "Stadt der kurzen Wege", die Stärkung der Verkehrsmittel des Umweltverbundes sowie die Verbesserung der sozialen Sicherheit. Die Einbindung der frauenspezifischen Mobilitätsbedürfnisse erfolgt über frühzeitige Bürgerinnenbeteiligung und die Sensibilisierung der Öffentlichkeit, der Planer und der Forscher für die Geschlechtsspezifik des Mobilitätsverhaltens. Die angestrebten Verbesserungsmaßnahmen kommen jedoch letztendlich aufgrund ihrer verkehrsvermeidenden und verkehrsverlagernden Effekte allen Bevölkerungsteilen zugute.




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