Lehrstuhl und Institut für Stadtbauwesen und Stadtverkehr ISB

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Diplomarbeit von Marco Wegener




Stadt- und Bahnperspektiven: Wirkungsabschätzung der räumlich-funktionalen Aufwertung
des Bahnhofbereiches Krefeld-Uerdingen

Bearbeiter: cand.-Ing. Marco Wegener
Betreuer: Dipl.-Ing. Gebhard Wulfhorst
Aachen, im Juni 2000

 

Kurzfassung

Nach dem Prinzip "Baulandentwicklung an der Schiene" wird in vielen Ländern die Siedlungs- und Gewerbeentwicklung im Einzugsbereich von Schienenhaltepunkten gefördert. Gleichzeitig rücken die Bahnhöfe wieder stärker in den Blickpunkt der Politik und es werden Maßnahmen zur Aufwertung der Bahnhofsumfelder ergriffen. In Deutschland wird die Konzentration der Siedlungsentwicklung an Schienenhaltepunkten durch verschiedene Förderprogramme der Länder unterstützt, in den USA existiert die Politik des "transit-oriented development", in England die "integrated transport strategy", in der Schweiz wird das Konzept der "Entwicklungsschwerpunkte" und in den Niederlanden die "ABC-Standortplanung" verfolgt. Die Rahmenbedingungen für diese Programme werden dargestellt und es werden einige Beispiele aus Deutschland und den USA beschrieben. Das Ziel dieser Entwicklungen ist eine Reduktion des MIV durch eine Steigerung der Nutzung des Verkehrsmittels Bahn. Verschiedene Untersuchungen bestätigen entsprechende Auswirkungen auf das Mobilitätsverhalten der Bevölkerung und die Bahnnutzung.

Die Stadt Krefeld verfolgt mit dem Konzept "Stadt- und Bahnperspektiven: Krefelder Promenade, Entwicklungsareale, Bahnhöfe" die Einrichtung einer Freizeitachse entlang der Bahnstrecke Mönchengladbach - Krefeld - Duisburg, die Entwicklung der brachliegenden Flächen an dieser Bahnstrecke und die Aufwertung der Bahnhofsbereiche. Parallel plant der Verkehrsverbund VRR die Einführung einer S-Bahn auf dieser Strecke. Bei der Potenzialanalyse für die Stadt- und Bahnperspektiven werden die Chancen für die Stadt- und Verkehrsentwicklung herausgearbeitet. Durch die stadträumliche Integration der Bahnhöfe in die Siedlungsstruktur und die Aufwertung der Bahnhofsumfelder kann die Attraktivität der Bahnhofsstandorte stark gesteigert werden. Durch die Entwicklung von Brachflächen an der Bahn für Wohnen und Gewerbe lässt sich neben der stadträumlichen Aufwertung dieser Gebiete die Nutzung des Verkehrsmittels Bahn steigern. Die Krefelder Promenade erhöht den Freizeit- und Erholungswert der Krefelder Innenstadt. Insgesamt profitieren vor allem der Fußgänger- und Fahrradverkehr von der Umsetzung der geplanten Maßnahmen.

Die Potenzialanalyse für den konkreten Bahnhofsstandort Krefeld-Uerdingen zeigt sowohl große Chancen als auch Mängel auf, die durch eine Passantenbefragung bestätigt werden. Durch seine zentrale Lage nahe der Uerdinger Innenstadt und das gute Angebot des öffentlichen Nahverkehrs kann der Bahnhof zu einem Mittelpunkt des Stadtteils aufgewertet werden. Einschränkungen ergeben sich aus der schlechten Anbindung eines großen Wohngebietes, in dem 2/3 der Stadtteilbevölkerung wohnen, an den Bahnhof, durch die Trennwirkung der Bahntrasse und einer Hauptverkehrsstraße sowie durch die mangelhafte stadträumliche Gestaltung des Bahnhofsvorplatzes und den desolaten Zustand des Bahnhofs selbst. Durch die Erarbeitung einer räumlich-funktionalen Konzeption für den Bahnhofsbereich Krefeld-Uerdingen wird die Zugänglichkeit zum Bahnhof verbessert und das Bahnhofsumfeld städtebaulich aufgewertet. Gleichzeitig wird ein Entwicklungsareal in der Nähe des Bahnhofs für eine Siedlungs- und Gewerbeentwicklung genutzt.

Das Ergebnis der Wirkungsabschätzung der räumlich-funktionalen Aufwertung des Bahnhofsbereiches ist eine deutliche Steigerung der Fahrgastzahlen der Bahn durch die Baulandentwicklung im Umfeld, die Bahnhofsumfeldmaßnahmen und die Einführung der S-Bahn. Es ergeben sich Effekte, die den Umweltverbund stärken und dadurch das Verkehrsaufkommen im MIV reduzieren können. Durch die Steigerung der Aufenthaltsqualität am Bahnhof, die Belebung des Bahnhofsvorplatzes und durch die Schaffung attraktiver Verbindungen zwischen Erholungsbereichen, Wohngebieten, der Innenstadt und dem Bahnhof für Fußgänger und Radfahrer werden neue stadträumliche Qualitäten geschaffen. Insgesamt kann gezeigt werden, dass durch gezielte Planungen eine zukunftsfähige Stadt- und Verkehrsentwicklung ermöglicht wird.




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