Lehrstuhl und Institut für Stadtbauwesen und Stadtverkehr ISB

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Diplomarbeit von Christian Nilkes




Rahmenbedingungen und Konzept für ein Parkleitsystem in der Stadt Erkelenz

Bearbeiter: cand.-Ing. Christian Nilkes
Betreuer: Dipl.-Ing. Gebhard Wulfhorst
Aachen, im Dezember 2000

 

Kurzfassung

Seit den 70er-Jahren spielen die Begriffe "Parken" und "Parkleitsysteme" eine immer wichtigere Rolle, da die Zahl der zugelassenen PKW´s stetig gewachsen ist. Seit diesem Zeitpunkt steigt mit zunehmender Mobilität der Einwohner der Bundesrepublik Deutschland auch der Anteil der Personenkraftwagen im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung. Dies bedeutet für die Städte und Gemeinden insbesondere für die Innenstädte, dass zunehmend mehr Einwohner und Besucher einen Parkplatz für ihr Auto benötigen. Der Parksuchverkehr nimmt daher ständig zu.
Parkmöglichkeiten befinden sich heute entweder auf öffentlichen oder privaten Parkflächen, wobei der öffentliche Parkraum eine größere Bedeutung hat. Ihn separiert man zusätzlich in öffentlich zugängliche Parkierungsanlagen und in Parken im Straßenraum unterteilen. Der private Parkraum kann in nicht öffentliche Parkstände und in private Stellplätze unterteilt werden.
Die Innenstädte benötigen Parkplätze wegen der hohen Konzentration und Vielfalt der Nutzungen. Weiterhin ist der Verkehrsraum durch zeitlich differenzierte Überlagerungen der Ansprüche der verschiedenen Nutzergruppen beschränkt. Die Nutzergruppen lassen sich in Anwohner-, Wirtschafts-, Berufsverkehr u.a. unterteilen.
Ein Parkplatzsuchender wird durch verschiedene Faktoren in seiner Parkplatzwahl beeinflusst. Für ihn sind die Lage des Parkplatzes, die Parkgebühren, die Verfügbarkeit und Attraktivität der Stellplätze sowie die Leitung und Lenkung zum Parkplatz von großer Bedeutung. Die Leitung und Lenkung wird häufig durch Parkleitsysteme durchgeführt.
Ein Parkleitsystem soll die negativen Folgeerscheinungen positiv beeinflussen, die durch den Parksuchverkehr entstehen. Daher lassen sich verschiedene Ziele für ein Parkleitsystem formulieren, z.B. die kontinuierliche Information der Autofahrer, einheitlich und einfach zu dekodieren Hinweise, die kontinuierliche Führung zu freien Parkständen usw..

Parkleitsysteme lassen sich in statische und dynamische Systeme unterscheiden. Die dynamischen Systeme sind zudem noch in zentrale (volldynamische) und dezentrale (halbdynamische) unterteilbar. Statische Parkleitsysteme eignen sich überwiegend für Städte mit ausreichenden Stellplätzen und einem überdurchschnittlich hohen Anteil an ortsunkundigen Verkehrsteilnehmern. Für den ortskundigen Verkehrsteilnehmer ist ein statisches Parkleitsystem von untergeordneter Bedeutung. Die volldynamischen Systeme eignen sich vor allem für Groß- und Mittelstädte, während die halbdynamischen überwiegend in Kleinstädten und Fremdenverkehrsgemeinden eingesetzt werden, wobei bei allen Systemen die anfallenden Kosten von großer Bedeutung sind.
Die Verwendung von Parkleitsystemen in kleinen Städten hängt - unabhängig von der Einwohnerzahl - vorrangig von drei Beurteilungskriterien ab. Diese sind der Parkdruck, vor allem im innerstädtischen Bereich, das Verhältnis der Stellplätze in Parkierungsanlagen und im öffentlichen Straßenraum sowie die Stadtfunktion. Neben diesen drei Hauptkriterien können noch weitere Entscheidungshilfen für die Beurteilung oder die Notwendigkeit eines Parkleitsystemes herangezogen werden. Eindeutig ist allerdings, dass sowohl die Hauptkriterien als auch die Entscheidungshilfen eine zu treffende Entscheidung über die Qualität eines Parkleitsystems nur beeinflussen können. Letztlich müssen aber für jede Stadt die individuellen Bedürfnisse und Gegebenheiten berücksichtigt werden. Eine wichtig Voraussetzung bei der Realisierung von Parkleitsystemen ist, dass das System selbsterklärend und fehlerfrei sein muss. Es sollte sich auch aus dem heterogenen Stadtbild herauskristallisieren und die Wahrnehmung der Schilder auch bei ungünstigen Verhältnissen gewährleisten. Zudem muss die Information auf den Hinweisschildern dekodierbar für den Benutzer sein. Die Anzahl der Hinweise pro Wegweiser muss für eine vernünftige Informationsaufnahme begrenzt werden.
Bei der Konzeptentwicklung eines Parkleitsystems müssen als erstes die einzubeziehenden Parkflächen festgelegt, eine intensive Analyse der Verkehrsstruktur durchgeführt und schließlich Zielführungspläne erstellt werden. Anhand dieser Pläne sind dann die Wegweiserstandorte zu bestimmen.
Die Wahrnehmung der Schilder ist ein weiterer wichtiger Punkt. Die Parkleitsysteme haben als indirekt wirkendes Beeinflussungssystem nur empfehlenden Charakter. Ihre Wirksamkeit hängt dabei entscheidend von der Akzeptanz der Wegweiser ab, die sich an den bisherigen Forschungsergebnissen und Regelwerken orientieren. Die Wegweisung sollte auf jeden Fall einheitlich, richtig, klar und eindeutig interpretierbar sein sowie rechtzeitig wahrgenommen werden.

Die hier erläuterten Grundlagen werden nun auf die Stadt Erkelenz übertragen. Das derzeitige Parkleitsystem der Stadt Erkelenz ist fehleranfällig, häufig unleserlich und besitzt keine einheitliche, sich abhebende Wegweisung. Das Parkleitsystem fällt zwischen den anderen Beschilderungen kaum auf. Entscheidend ist allerdings, dass es nicht fehlerfrei funktioniert. Aus diesem Grund wurde im Rahmen dieser Diplomarbeit ein neues Parkleitsystem für die Stadt Erkelenz entwickelt.
Erkelenz besitzt acht Haupteinfahrtspunkte zur Innenstadt. Weiterhin existiert um den historischen Stadtkern ein sogenanntes Vorhaltenetz des Verkehrs. In der Stadt Erkelenz-Mitte stehen grundsätzlich 1286 Stellplätze für ein Parkleitsystem zur Verfügung. Weiterhin existiert in Erkelenz-Mitte seit 1993 eine einheitliche Parkraumbewirtschaftung. Der Parkverkehr hat sich dadurch stark auf die kostenlos nutzbaren Stellplätze verlagert. Das neu entwickelte System umfasst nur noch sechs Parkflächen, die so umgebaut werden sollen, dass der Belegungsstand jederzeit feststellbar ist. Das System wird durch Vorwegweiser, statische und halbdynamische Wegweiser und Einfahrtswegweiser beschildert. Das Besondere an der Wegweisung ist, dass die ersten drei Wegweiser einheitlich aussehen und zudem alle ein blau-weißes Rahmensegment hinter den Schildern besitzen. Dieses Rahmensegment - so die Wahrnehmungspsychologie - verdeutlicht, dass noch weitere Schilder vorhanden sind. Weiterhin wird an jedem Wegweiser der Hinweis auf weitere Parkmöglichkeiten aufgezeigt. Die gesamte Wegweisung hebt sich von dem heterogenen Stadtbild ab.
Um eine einfache Verkehrsführung zu erzielen und unter Berücksichtigung der besonderen Struktur der Stadt Erkelenz wird das Vorhaltenetz als Parkring genutzt. Der Parksuchverkehr soll auf diesem gebündelt und von dort durch entsprechende Hinweise zu den Stellplätzen in der Innenstadt geleitet werden. An den Entscheidungspunkten wird er im Vorfeld über den Belegungsstand informiert und damit unnötige Einfahrten in die Innenstadt vermieden.
Die gesamte Innenstadt wird dadurch weitestgehend vom Parksuchverkehr freigehalten. Dies funktioniert aber nur, wenn das Parkleitsystem nicht als isolierte Maßnahme betrachtet, sondern in ein Parkraummanagementkonzept einbezogen wird. Dabei sollen die Stellplätze im öffentlichen Straßenraum für die Parkplatzsuchenden reduziert und der dadurch freiwerdende Raum anderweitig genutzt werden.
Eine weitere Besonderheit des neuentwickelten Parkleitsystems ist, dass der Parkplatzsuchende nicht nur auf den Parkplatz, sondern als Fußgänger auch in die Innenstadt geführt und vor allem später wieder auf den Parkring geleitet wird. Vom Parkring aus kann er dann leicht die Stadt wieder verlassen.
Um die Akzeptanz des Parkleitsystems zu erhöhen ist ein gezieltes Marketing wichtig. Bei dieser Werbeaktion sollten die Funktionen des Systems, die Entscheidungsgründe sowie die positiven Nebeneffekte (z.B. Reduzierung der Lärmbelästigung) aufgezeigt werden.




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